Was hilft gegen eine Alkoholfahne?

An unserer Kunsthochschule hatten einige Professoren einen ganz besonders guten Ruf – insbesondere ein gediegener Herr fortgeschrittenen Semesters trug den Namen „Krombi-Bombi“ mit Stolz. (Ein Schelm, wer hier an ein bestimmtes Markenbier denkt!) Denn aus gegebenem Anlass wurden zu jeder Vernissage alkoholische Genussmittel ausgeschenkt, und an einer Kunsthochschule kommt so etwas naturgemäß regelmäßig vor.

Natürlich war die Schule ausgesprochen seriös, und niemand war hier je wegen Alkoholismus gefeuert worden. Trotzdem hielt jeder Prof für „besondere Anlässe“ stets ein „Kästchen“ Bier unter seinem Schreibtisch kühl. Sehr lebhaft erinnere ich mich auch daran, um 3 Uhr früh noch am Schlafittchen gepackt und wieder zurück in die Hochschule gezerrt worden zu sein, weil ich ja bitte nicht so ein Spießer sein und nicht so früh schon ins Bett gehen solle.

Genauso lebhaft erinnere ich mich allerdings auch an den leichten Alkoholdunst, der am nächsten Morgen stets noch durch die Flure waberte – gerade „Krombi-Bombis“ Schwaden waren ihm immer einen Schritt voraus. Natürlich hatte er auch seine ganz eigenen Hilfsmittel für solche Gelegenheiten – nicht selten kam schließlich am nächsten Tag die Presse ins Gebäude, um einen Blick auf die ausgestellten Bilder zu werfen und in Ruhe ein paar Fragen loszuwerden.

„Krombi-Bombis“ Mittel der Wahl an dieser Stelle waren Kaffeebohnen, die er für einen alkoholfreien Atem trocken zerkaute – das schien bedingt auch zu helfen (zumindest hörte ich eine Reporterin in seiner Gegenwart einmal die Frage äußern, ob sie bitte auch einen Kaffee bekommen könne – hoffen wir mal für den armen Krombi, dass er auch eine Kaffeemaschine in seinem Büro hatte!) – allerdings braucht es wohl einen besonders trainierten Magen, um den Geschmack roher Kaffeebohnen in verkatertem Zustand zu bewältigen.

Für uns Studenten kursierten andere Geheimrezepte im Flurfunk; Teebaumöl, Kaugummi oder Basilikum beispielsweise, und sie alle wurden nach den Kriterien Wirkungsweise, Verträglichkeit und Verfügbarkeit gegeneinander abgewogen. Einen klaren Favoriten gab es nie – und fairerweise muss man wohl auch sagen, dass man an einer Kunsthochschule ein paar Abstriche machen, dem einen oder anderen Klischee entsprechen und ein kleines bisschen verlottert sein darf.

Wie ich nun gelernt habe, ist das im Berufsalltag nicht mehr ganz so einfach drin. Zum Glück haben die Uhren sich zwischenzeitlich weitergedreht, und Kaffeebohnen braucht jetzt eigentlich keiner mehr. Vielleicht bringe ich Krombi demnächst mal eine Packung ST.SIN N 1 vorbei – obwohl… auch wenn ihm damit die Schwaden vergehen, seinen Spitznamen wird er wohl trotzdem nie wieder los.