Der grillende Mann

Eigentlich ist Grillen ja doof. Der Mann am Rost muss schwitzen und schuften, er wendet Würstchen, brutzelt selbst in Sonne und Gluthitze und atmet dabei beißenden Rauch ein. Er serviert sämtlichen Familienmitgliedern das gewünschte Stück Grillgut und kann dem Fleisch selbst dabei kaum mehr als einen sehnsüchtigen Blick schenken. Die Gattin derweil sitzt am Gartentisch und besteht fortwährend darauf, er möge sich endlich auch mal zur Familie gesellen. Tut er dies jedoch, so riskiert er, den perfekten Garpunkt des Fleisches zu verpassen, und damit schlichtweg als Mann zu versagen. Schließlich ist er der Jäger und Räuber, der Ernährer der Familie! Und als solcher muss er beeindrucken. Er hat das Fleisch eigenhändig erlegt (d.h. an der Fleischtheke Grillgut für mindestens 3 Familien erworben), mit Fleiß und Spucke das Feuer entfacht (d.h. entflammbare Flüssigkeit auf die Grillkohle gekippt, sie angezündet und anschließend mit sämtlichen männlichen Anteilen der Familie gefachsimpelt, ob die Kohle nun schon so weit sei) und anschließend mit Kennermiene die verschiedenen Fleischdarreichungsformen fachgerecht auf dem Rost angeordnet. Mögen die Damen des Hauses nun Salatrezepte tauschen und Tomate auf Mozzerella schichten – man lasse ihn seine Rolle als Märtyrer erfüllen und stumm am Grill leiden. Man lasse ihn schwitzen, fluchen und das Fleisch unberührt anschmachten. Und dann, am Ende des Abends, wenn die Sonne untergegangen ist und die Familie schon mit den letzten Getränken im Garten flaniert, lasse man ihn allein an der verlöschenden Glut kauern und am einzig verbliebenen, verkohlten (ähm Verzeihung – hocharomatisierten!) Stückchen Bauchfleisch knabbern. Denn auch wenn es nicht so aussieht, auch wenn es schwer nachzuvollziehen ist: dieser Mann ist gerade glücklich.
Also, liebe Frauen: lassen Sie Ihren Mann grillen. Und lassen Sie ihn dabei ihn Ruhe. Und wenn Sie ihm einen noch größeren Gefallen tun wollen: reichen Sie ihm einfach regelmäßig ein kühles Bier, während er selbstlos seine Familie begrillt (ähm Verzeihung – ernährt!) – und amüsieren sie sich ohne ihn am Gartentisch.
(Gegen den Geruch von angesengten Augenbrauen und kalter Asche am nächsten Tag kann Ihnen ST SIN leider nicht helfen. Aber: die Fahne des obligatorischen Grill-Bieres werden Sie garantiert damit los!)